Kein Sturm, aber erst recht keine Flaute!
Arbeitswoche zu Ende – Freitag – nachmittags – nun aber Feierabend! – schnell nach Hause – Segelsachen packen – ruckzuck noch Proviant besorgen und dann ab auf die Autobahn Richtung Fehmarn. Radio Hamburg läuft, gute Musik laut – die Staus haben sich glücklicherweise aufgelöst, nur noch wenige Kilometer – endlich die Ortsdurchfahrt Heiligenhafen – der erste Blick auf die hohen Masten der Yachten in der Marina – noch ein paar Kurven und das Ziel ist erreicht: Segelschule Bennewitz.
Durchatmen und tief Luft holen – frische Seeluft, den Blick auf das stille Wasser der Bucht vor Graswarder in der Abenddämmerung genießen und die ruhig daliegenden Segelboote betrachten. In der schönen Abendstimmung liegt der Stress der Stadt auf einmal ganz weit hinter einem und die Vorfreude auf die zwei bevorstehenden Segeltage macht sich in einem breit.
Die Wettervorhersage könnte nicht besser sein: wolkig, mit sonnigen Abschnitten, Wind 4 Bft in Böen 5-6 Bft (!!) aus Südwest. Am Samstagmorgen entscheiden sich die angereisten OSGler schnell für Laser 1 und 470er Gleitjollen. Nach einer kurzen Einweisung in das Segelrevier durch die Mitarbeiter der Segelschule können die Segler und Seglerinnen ihre Boote klarmachen und sich die Neos anziehen.
Gemeinsam mit zwei Motorbooten zur Begleitung geht es durch das enge Fahrwasser auf Vorwindkurs hinaus in die nächste Bucht. Schnell ist es vorbei mit der Gemütlichkeit! Der frische Wind verlangt volle Konzentration und körperlichen Einsatz. Jeder hat alle Hände voll zu tun, doch die eine oder andere Kenterung lässt sich nicht vermeiden. Zum Glück hat jeder ein Kentertraining absolviert und weiß wie die Boote wieder aufgerichtet werden. Gar nicht so einfach bei dem für uns starken Wind, doch die Begleiter sind schnell zur Hilfe herangefahren. Das Boot wird hoch gebracht, die Schoten werden sortiert, die Pinne gerade gestellt und die Fahrt kann weiter gehen. Super! Der Bug hebt sich aus dem Wasser, die Bugwelle wandert hinter den Mast – es macht so richtig Spaß bei dem Wind schnell über das Wasser zu gleiten! Das Wasser spritzt ins Gesicht und nach einigen Wenden fühlt man sich sicherer auf dem Boot und dem Halbwindkurs. Die Böen werden vorausgesehen und die aufkommende Krängung wird durch rechtzeitiges Fieren der Großschot pariert.
Doch nach rund drei Stunden lassen die Kräfte nach und hoch am Wind kreuzen wir wieder Richtung Steg. Durch das enge Fahrwasser zu kreuzen ist noch einmal eine Herausforderung bei dem Wind und dem Verkehr mit den Yachten und Motorbooten. Ein Team erfährt eine Legerwall-Situation und landet mit ihrem 470er an der schmalsten Stelle an der Sandbank. Doch was macht die Vorschoterin denn jetzt? Steigt einfach aus, schiebt die Jolle wieder auf Kurs in tieferes Wasser, springt schnell wieder rein und die Fahrt kann weiter gehen! Gut gemacht!
Nach einer kurzen Mittagspause geht es wieder hinaus auf die Ostsee. Die OSGler scheinen unermüdlich zu sein! Doch nicht alle wollen wieder auf Laser und 470er zurück, denn die Windböen haben an Stärke noch etwas zugenommen! Es werden zwei Menhire mit Sturmfock und Sturmgroß klar gemacht, wie sich herausstellt eine richtige Entscheidung. Ausreiten auf einem Kajütboot kommt selten vor, doch wir mussten raus! Alle haben am Nachmittag ihren Spaß und kehren gegen Abend müde und glücklich an den Steg zurück.
Abends wird gemeinsam Gemüse geschnippelt, Dips und fertige Salate ausgepackt, der Tisch gedeckt, der Grill nach OSG-Art angefeuert (für Fleischesser und Vegetarier) und auf den erfolgreichen und großartigen Tag angestoßen. In einer solchen maritimen Umgebung wird sich natürlich über Erfahrungen beim Segeln und Vereinsneuigkeiten ausgetauscht, werden Törns geplant und Tipps gegeben, sicherlich das eine oder andere Seemannsgarn gesponnen und neue Freundschaften geschlossen.
Am Sonntag wollen vier Segler/in noch einmal „lasern“ doch die Mehrheit der Gruppe wünscht sich eine Überfahrt nach Fehmarn. So teilen wir uns auf und Ralf Bennewitz macht es möglich, dass alle Wünsche erfüllt werden!
Bei strahlendem Sonnenschein und 4 Bft geht es mit den Lasern wieder hinaus in die „Dalben-Bucht“ und die Menhire fahren in Flotille erst Richtung Kardinaltonne Ost, anschließend wird Kurs auf den Kirchturm von Orth auf Fehmarn angelegt. Urlaubsfeeling pur! Wir machen gute Fahrt durch die Wellen und erreichen Orth rechtzeitig zur Mittagszeit – eine Stunde Landgang für ein Fischbrötchen und dann geht es zurück. Vorsichtshalber wird Sturmgroß gesetzt, denn der Himmel wird immer düsterer. Doch wir haben wieder einmal Glück und sehen die Regenwolken nur über Großenbrode nieder gehen. Alle genießen die Rückfahrt in vollen Zügen. Den kurzen Regenschauer beim Anlegen am Steg lassen wir hier an dieser Stelle einfach einmal unerwähnt….
Nach kurzer Rast geht es am Sonntagabend wieder Richtung Hamburg. Sonne, Wind und See im Herzen, müde Hände und Arme, blaue Flecken und „Seebeine“ – an dieses wunderschöne Segelwochenende werden wir uns noch lange sehr gerne erinnern!