Abenteuer – 2017: Segeln auf der Elbe dem „Tor zur Welt“
Strömender Dauerregen, Berlin im Ausnahmezustand wegen überfluteter Straßen, Konzerte, die wegen kräftiger Gewitter abgesagt werden und wir wollen am Wochenende auf der Elbe segeln gehen? Jeden Tag werden Windfinder, Wetterbericht und Regenradar mehrmals aufgerufen und um Rat befragt und geprüft ob Wetterbesserung in Sicht ist. Das Vorbereitungstreffen findet in Altona auf jeden Fall in einer Kneipe im Trockenen statt und alle sind sich einig: Wir werden nicht um jeden Preis segeln gehen, aber ein „wenig“ schlechtes Wetter wird uns nicht davon abhalten abzulegen!
So werden Pläne geschmiedet, Packlisten zusammengestellt und Einkaufslisten vorbereitet. Thomas und Lothar stimmen die wagemutigen Segler der OSG auf die Efsix-Jollen im Yachthafen Wedel ein und am Samstag, den 1. Juli ist dann endlich soweit. Um halb neun treffen sich die Crews am Steg E unter bedecktem Himmel aber zum Glück ohne Regen an den Booten Altona und Freising. Es werden Späße gemacht „wer hat wohl die ältesten Persennings?“ – und tatsächlich ist alles blau gesprenkelt als die Überwürfe von den Booten gezogen werden.
Den vier neuen Seglerinnen und Segler werden die Wanderjollen vorgestellt und erklärt, das Gepäck wird vorne verstaut und die Taschen mit den Süßigkeiten wird so weit wie möglich vorne untergebracht, denn es steht eine mindestens 4-stündige Tour bevor.
Es ist sehr aufregend! Es ist schon ein anderes Gefühl, die Sicherheit der im Vergleich zur Elbe kleinen Alster zu verlassen und auf große Fahrt zu gehen. Es ist alles so offen und weit und die Aussicht, an den großen „Pötten“ vorbei zu segeln ist sehr spannend.
Die beiden Außenborder der „Altona“ und „Freising“ schnurren und die Leinen sind klar zum Ablegen. Beim Verlassen des Hafens wird ein langer Ton durch das Horn geblasen, der Querstrom vor der Hafeneinfahrt Wedel wird ohne Schwierigkeiten passiert und los geht es mit ablaufender Tide Richtung Glückstadt. Die Segel werden gesetzt und hoch am Wind wird durch das Fahrwasser der Elbe gekreuzt. Trotz Hochsaison sind an diesem Tag nur sehr wenige Segler unterwegs, der einsetzende Nieselregen ist auch wirklich nicht sehr einladend, doch wir lassen uns durch ihn nicht stören und genießen diese erste Segeltour auf der Elbe.
Bei den hohen Strommasten wird der Wind ein wenig stärker und wir müssen darauf achten, beim Kreuzen keine Höhe zu verschenken, denn wir wollen schließlich auch noch einmal ankommen. Endlich sehen wir auch Frachtschiffe! Sehr beeindruckend von unserer kleinen Jolle aus an den hohen Stahlwänden nach oben zu schauen. Aber nun erfahren wir auch, wie die Bug- und Heckwellen der Frachter über das Wasser ziehen und wie wir sie am besten anfahren ohne quer zu schlagen. Das Wasser kommt auch über den Bug ins Boot und es schaukelt kräftig! Juhuuu – das macht Spaß! Aber der Rudergänger muss mit Konzentration und Muskelkraft richtig steuern, um das Boot immer auf Kurs zu halten.
Schließlich kommt das stillgelegte Kernkraftwerk Stade in Sicht und am gegenüberliegenden Flussufer ist Idylle pur am grünen Deich und den darauf grasenden Schafen. Die Weite des Norddeutschen Küstenlandes ist auch bei Nieselregen wunderschön. Die Crews winken sich gegenseitig zu und genießen die Fahrt in vollen Zügen.
Auf einmal sind wir fast angekommen, die Zeit verging wie im Flug und das Ziel ist zum Greifen nah. Die Einfahrt nach Glückstadt geht zwischen der Rhinplate und dem Elbdeich durch das Fahrwasser hindurch und wird durch grüne Tonnen an Backbord und rote Tonnen an Steuerbord begrenzt. Die Hafeneinfahrt ist schon in Sicht und wir brauchen nur noch wenige Schläge bis dahin.
Doch auf einmal stockt die Fahrt, was ist denn nun los? Wir sind auf Grund gelaufen – und das mit beiden Booten! Das gibt’s doch gar nicht! Wir sind doch mitten im Fahrwasser! Doch offensichtlich ist es zu flach! Schnell bricht Hektik auf den Booten aus, der Motor wird schnell angemacht und mit Hilfe von Gewichtsverlagerung wird versucht, die Boote wieder frei zu fahren. Der „Altona“ gelingt es schneller. Die „Freising“ muss etwas länger um die Freiheit kämpfen. Die Segel flattern im Wind, das Boot dreht sich um sich selbst, auch Halse und Patenthalse genannt – gemäß dem Spruch „Der Baum hat immer Recht – erst dann kommt das was der Skipper sagt!“ Wie bei einem Glockenspiel; Ding, Dang, Dong; bekommt die Crew der „Freising“ einer nach dem anderen den Baum am Kopf zu spüren. Der eine mehr, die andere weniger – doch dann kommt auch die „Freising“ frei und setzt ihre Fahrt Richtung Glückstadt erleichtert fort.
Erst noch ambitioniert kreuzend, doch dann den Rest unter Motor fahrend kommen alle erleichtert in Glückstadt an. Die Crew der „Altona“ hat schon gute Liegeplätze ausgemacht und beide Boote machen nahe der Schleuse am Steg fest. Nach einem kleinen „Anleger“ zur Stärkung beziehen vier der sechs Segler die nahe gelegene Jugendherberge Glückstadt und zwei wollen in den Booten schlafen.
Und wie zur Belohnung nach der doch anstrengenden Segeltour scheint rechtzeitig zum Stadtbummel die Sonne und wir können den ganzen Abend noch draußen verbringen. Glückstadt zeigt sich von seiner schönsten Seite! Wir können ein Bier am Kanal trinken, am Marktplatz Matjes essen und zum Sonnenuntergang rechtzeitig einen Platz auf einer Terrasse ergattern und bei Live-Musik einen heißen Grog oder einen kühlen Weißwein genießen.
Am nächsten Tag wird früh um neun Uhr abgelegt, damit wir mit der auflaufenden Tide Richtung Hamburg segeln können. Es verspricht ein gemütlicher Sonntag zu werden: mit dem Strom und vor dem Wind freuen sich alle auf entspanntes Segeln. Doch was ist das denn, schon nach kurzer Fahrt beginnt es zu regnen, mal mehr und mal weniger. Durch die Pagensander Nebenelbe geht es Richtung Hamburg. An Spitze Pagensand, wo wir in das Fahrwasser der Elbe wollen und auf der anderen Seite in die Haseldorfer Binnenelbe, müssen wir uns noch einmal durch eine sehr enge Stelle kreuzen. Doch von da an geht es recht gemütlich, doch auch im ständigen Nieselregen entlang dem roten Tonnenstrich nach Wedel.
Beim Einfahren in den Yachthafen Wedel wird es noch einmal kurz spannend, denn kaum wird der Plan gemacht, die Segel zu bergen kommt noch einmal ein böiger Wind auf und erschwert das Manöver. Doch auch diese Herausforderung wird gemeistert und mit einem langen Ton durch das Horn wird in den Hafen eingelaufen. Viel zu schnell ging das Wochenende vorbei! Alles wird am Steg aus den Booten ausgeladen, die Boote werden ordentlich festgemacht, die blau-weißen krümeligen Persennings werden wieder übergespannt und der Weg nach Hause wird angetreten.
Schnell werden noch Fotos ausgetauscht und alle sind sich einig: Es war ein tolles Erlebnis auf der Elbe zu segeln und alle wollen bei nächster Gelegenheit noch einmal die Elbe erkunden!